trans limen ad lumen

2017

trans limen ad lumen – über die Schwelle zum Licht

Roman Rutishauser «Tenebrae» / The Hilliard Ensemble  und Paul Giger (Violine)

Paul Giger «Pert Em Hru» / Tablater Konzertchor und Collegium Vocale (Leitung Hans Eberhard), David James (Altus), Paul Giger (Violine/Violino d`amore), Marie-Louise Dähler (Cembalo/Orgel), Pudi Lehmann (Gongs/Perkussion)

«Tenebrae» bedeutet Dunkelheit und fasst die lateinischen Responsorien zusammen, welche früher in den Nächten von Gründonnerstag bis Karsamstag das Geschehen der Passion reflektierten: Einsamkeit, Aufbegehren, aber auch unbändige Kraft. Roman Rutishauser verwendet sieben Texte aus dieser umfangreichen Sammlung und komponiert ein ungewöhnliches Klangbild, indem er eine A-cappella-Besetzung, wie sie in der Renaissance üblich war – Altus, zwei Tenöre, Bariton und tiefen Bass – mit einer einzigen Vioine kombiniert. Seine Musik spannt einen überraschenden Bogen von meditativen Klangwelten bis zu Elementen voller rhythmischer Spannung und freier Improvisation.

Paul Gigers Musik kommt seit jeher von weither. Sie trägt mittelalterliche Mystik ebenso in sich wie Jazzrhythmen, fernöstliche Ragas und barocke Kontrapunktik. In «Pert Em Hru» nun schlägt sie einen weiteren Bogen zwischen abendländischer und morgenländischer Musik und Theologie. «Pert Em Hru» ist ein Begriff aus dem altägyptischen Totenbuch, übersetzbar etwa mit «Vom Heraustreten der Seele ins volle Tageslicht». Der Altus verkörpert diesen Seelenweg in zwei Soli und im Finale. In den bis zum Zerreissen gespannten Tonsprüngen, endlos schleifenden Melodiebögen und eingestreuten Vierteltönen lässt sich das Gewaltige dieses lichtvollen Heilsversprechens versinnbildlicht hörend erahnen.

Den Musikerinnen und Musikern gelingt mit dieser überwältigenden Einspielung eine Aufnahme jenseits aller Stilschubladen.

Divox CDX-21702